BromptonSolex


Ich weiß, ich weiß - beides geschützte Markenbezeichnungen und ich habe kein Recht die beiden auch noch zu verkuppeln. Aber ich möchte weder damit reich und berühmt werden, noch im öffentlichen Straßenverkehr Anstoß erregen.
Das BromptonSolex hier noch als Fotomontage:
(Bei winterlichen Minusgraden kommt man halt auf solche Ideen)
Eckpunkte meiner Überlegungen dabei sind:
1. Das kleine aber vollwertige Fahrrad mit dem genialen Klappmechanismus soll mit einem VeloSoleX-Motor ausgestattet werden, der sich mit wenigen Handgriffen möglichst ohne Werkzeug montieren und demontieren lässt.
2. Die notwendigen Veränderungen am Brompton-Klapprad dürfen nicht irreversibel sein, sie dürfen den Klappmechanismus nicht behindern und das Gesamtbild des Fahrrades mit und ohne Motor nicht wesentlich stören.
3. Als Montagematerial kommt für mich nur (leicht zu modifizierende) Standard-Ware aus dem Baumarkt oder Fahrradhandel in Frage, weil ich weder über Werkzeugmaschinen noch das Knowhow verfüge, um Montageteile selbst herzustellen.


Erste Versuche und Erfahrungen:
Aus ästhetischen Erwägungen kommt für mich nur die Verwendung eines Motors vom Typ 1010/1400 in Frage, weil er durch seine geringe Größe am besten mit den 16Zoll-Rädern des Brompton harmoniert. Außerdem braucht dieser Motor keinen extra Dekompressionszug, weil die Dekompression durch den beweglichen Ausrückhebel und auch bei durchgezogenem Daumengashebel ausgelöst wird.
Der Motor wird (wie beim VeloSoleX) in u-förmige Aussparungen der Halterungen am oberen Ende der Gabelarme eingehängt und weiter unten an der Gabel an einer zweiten Halterung festgeschraubt.
Als Halterungen können Dynamohalter für Gabelbefestigung (Fahrradabteilung Karstadt) verwendet werden, wenn sie entsprechend angepasst werden (Eisensäge, Feile).
Die (gekürzte) untere Halterung braucht eine längere Schraube, die als Gewindebolzen nach außen übersteht. Dieser wird einfach durch die untere Bohrung im Blech der VeloSoleX-Motor-Aufhängung gesteckt und von außen mit einer Flügelmutter o.ä. gesichert.
Mein BromptonSolex ist einsatzbereit!
Ich muss vielleicht noch mal klarstellen, dass ich kein serientaugliches Fahrzeug bauen wollte. Mich hat nur einfach die Vorstellung gereizt, mein praktisches Brompton mit einfachsten Mitteln zu motorisieren, ohne das geniale Faltrad dabei zu versauen.
So, wie sich jetzt das Ergebnis von ein paar Stunden Kopfarbeit plus ein paar Stunden Handarbeit präsentiert, ist das ganz gut gelungen und hat fast nichts gekostet.

Motor und Auspuff lassen sich in 2 Minuten mit 3 Gabelschlüsseln demontieren und das Brompton steht wieder als Fahrrad zur Verfügung. Nur die an der Gabel verbleibenden Klemmen deuten darauf hin, dass das Brompton mehr als nur Faltrad sein kann.

Probleme der Konzeption und bei der Umsetzung des Projekts wurden wie folgt gelöst:
Ohne Werkzeug ist das Befestigen der Motoraufhängung nicht möglich. Für den Anbau des Motors wird ein 9er und ein 13er Gabelschlüssel benötigt, denn die 4 Stellen, an denen der Motor (wie beim VeloSoleX) festgeschraubt ist, sollten schon ordentlich gesichert sein.
Ich habe einen gekürzten 1700er Auspuff verwendet, dessen Halterung am Topf unter eine zusätzliche Radmutter untergeklemmt wird (dafür wird ein 15er Gabelschlüssel benötigt)

Die Funktion der Felgenbremse ist tatsächlich "ausreichend" gewährleistet, wenn sie auf der Rückseite der Gabel mit längeren Hebelarmen ihren Dienst tun muss. Die verminderte Bremswirkung ist zu verantworten, da die Beläge in Kombination mit den Alu-Felgen des Brompton eine viel bessere Bremswirkung zeigen, als man es von den Felgenbremsen am VeloSoleX gewöhnt ist.
Der Scheinwerfer lässt sich mit etwas Biegearbeit am Haltearm in der Mitte des Lenkers montieren. Das Brompton-Fahrrad gefällt mir dadurch sogar besser.

Als Einhängevorrichtung für den Ausrückhebel habe ich inzwischen auch er(ge)funden: Eine alte Klemme für Glaskolben, wie sie auch heute noch im Laborfachgeschäft erhältlich ist. Der Ausrückhebel hängt sich in eine daran montierte Flügelmutter ein.

Eine Synchronisation des Gaswegnehmens mit dem Bremsen ist sehr einfach mittels eines Stahlseilzuges möglich, der mit einem Gummiring am Handbremshebel befestigt wird. Der Gummiring verhindert durch seine Elastizität, dass der Seilzug bei kräftigem Bremsen am Vergaser rumzerrt. Außerdem ist diese Vorrichtung im Handumdrehen zu demontieren.

Das BromptonSolex hat seine erste Probefahrt von ein paar Kilometern hinter sich.
(Wie man sieht, kann es sich auch mit angebautem Motor noch relativ klein machen)


Der Fahrbericht ist schnell verfasst:
Das Fahrgefühl unterscheidet sich erst mal nicht groß von dem, wie ich es vom VeloSoleX 5000 noch in Erinnerung habe. Die kleineren Räder mögen keine Schlaglöcher, was sich besonders vorn mit dem zusätzlichen Gewicht des Motors bemerkbar macht. Einen gewissen Ausgleich zu diesem Mangel an Komfort bietet die Rahmenfederung des Brompton. Der kleine Motor vom Typ 1010 schnurrt brav vor sich hin. Gewöhnungsbedürftig ist nur, dass man den Lufthebel am Vergaser vergebens in der gewohnten Höhe sucht.

Bei täglichen Fahrten über den Campingplatz am Atlantik und auch 100km auf verlassenen französischen Landstraßen, hat das kleine Fahrzeug einige Bewunderung geerntet und lief brav seine 30km/h. Zu schrauben gab es am BromptonSolex nichts, außer am Tank...
...der musste ab und zu aufgeschraubt werden, um Benzin nachzufüllen.